Ökonomen in Unternehmen und Institutionen aller Art sind täglich darum bemüht, basierend auf ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung möglichst erfolgreiche Maßnahmen zur Steuerung der Realwirtschaft zu ergreifen. Ihre Entscheidungen zielen in der Regel auf den eigenen Wettbewerbsvorteil, kommen aber aufgrund ihrer ausgleichenden Wirkung in der Gesamtheit auch dem Gemeinwohl zugute. Ein vertieftes Verständnis der ökonomischen Gesetzmäßigkeiten, die diesem Zusammenhang zugrunde liegen, ist auch für Anleger an der Börse der Schlüssel zum Erfolg, weil sich konjunkturell bedingte Kursschwankungen bereits frühzeitig aus Finanzmarktdaten herauslesen lassen.
Aufgrund der Phasenverschiebung zwischen Konjunktur und Aktienmärkten kommt Hartmut Jaensch, Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Volks- und Betriebswirte und geschäftsführender Gesellschafter des prediqma Instituts für Börsenstrategie, zu einer positiven Einschätzung für das Börsenjahr 2019: „Die Aktienmärkte haben schon 2018 begonnen, eine globale wirtschaftliche Abschwächung vorwegzunehmen. Die Rahmenbedingungen an den Finanzmärkten verbessern sich nun bereits wieder. Die langfristigen Zinsen, gemessen an den Renditen 10-jähriger Staatsanleihen beispielsweise in den USA und Deutschland, sind in den letzten Wochen deutlich gesunken. Auch die meisten Rohstoffpreise – allen voran der Ölpreis – liegen zu Beginn 2019 bereits wieder unter dem Niveau von vor 12 Monaten. Solche Rückgänge sind typische Begleiterscheinungen einer schwächeren Konjunktur. Sie helfen aber auch die Kosten für die meisten Unternehmen zu senken – und das ist mit entscheidend für den künftigen Unternehmenserfolg, der sich völlig zu Recht in steigenden Börsenkursen niederschlägt.“
Als weiteren wichtigen Indikator sieht Jaensch die kurzfristigen Geldmarkt-Zinsen für den US-Dollar an, die sich trotz der letzten Leitzinsanhebung der US-Fed vor Weihnachten nicht mehr erhöht haben. „Auf solche Umstände werden die Börsenkurse bald reagieren“, ist Jaensch überzeugt.
Noch im Juli und August 2018 hatte der Buchautor öffentlich zur Vorsicht gemahnt und Anlegern eine Cash-Quote von bis zu 90 Prozent empfohlen, um die von ihm prognostizierte Schwächephase der Börse möglichst kapitalschonend vorüberziehen zu lassen. Der MSCI World Index war anschließend um bis zu 14,8 Prozent, der DAX sogar um mehr als 17 Prozent eingebrochen.