Herr Thiemer, Sie engagieren sich neben Ihrer normalen Aufgabe als Vice President Marketing Mercedes-Benz PKW enorm für die Laureus Stiftung. Was treibt Sie an?
Da möchte ich gerne etwas weiter ausholen, denn wir sind nach 17 Jahren in diesem Jahr nach Monaco, an den Ursprungsort der Laureus World Sport Awards, zurückgekehrt. Lebendiger und engagierter denn je. Inzwischen gibt es neben der globalen Laureus Stiftung neun nationale Ableger, es wurden über 100 Millionen Euro an Spendengeldern gesammelt und in 35 Ländern weltweit werden Projekte zu Gunsten benachteiligter Kinder und Jugendliche unterstützt. Damit wurden bis heute über 3 Millionen Menschen weltweit erreicht. Dieser Erfolg kann sich sehen lassen und ist der großartigen Arbeit vieler helfender Hände rund um den Globus zu verdanken. Das motiviert und treibt mich und uns als Unternehmen an, uns auch in Zukunft mehr und mehr zu engagieren. Für Mercedes-Benz ist Laureus klar das wichtigste Engagement im sozialen Bereich. Wir glauben fest daran, dass ein wirtschaftlich erfolgreiches Unternehmen der Gesellschaft auch etwas zurückgeben sollte.
Lassen Sie uns einen Moment bei den Awards bleiben. In diesem Jahr wurde erstmals der „Best Sporting Moment of the Year“ ausgezeichnet. Was hatte es damit auf sich und wird das zukünftig wiederholt werden?
Mit den Best Sporting Moments haben wir uns für besonders außergewöhnliche Sportszenen entschieden, die repräsentativ u.a. für Fairplay oder Herzlichkeit im Sport stehen. Normalerweise werden die Gewinner unserer Kategorien durch Sportjournalisten und die Laureus Academy gewählt. Das Besondere hier aber ist, dass die Gewinner zum ersten Mal in der Geschichte von Laurues auf der Homepage online ermittelt wurden. Durch Voting von Fans und Freunden von Laureus und dem Sport. Ein Ansatz, den man in Zukunft vielleicht häufiger fahren kann.
Wie sehr hat es Sie gefreut, dass Nico Rosberg in diesem Jahr einen Laureus World Sport Award gewonnen hat?
Ich finde es zunächst einmal toll, wie Nico sich seit einigen Jahren für Laureus stark macht. Und mit der Leistung, die er in der vergangenen Saison gebracht hat und den Emotionen, mit denen er den Formel 1-Titel geholt hat, hat er den Laureus Award in der Kategorie „Breakthrough of the Year“ mehr als verdient.
Nico Rosberg hat als „Frührentner“ nun mehr Zeit als zuvor und er selbst sagte während einer Pressekonferenz im Rahmen der Awards, er wolle sich zukünftig noch mehr für Kinder einsetzen. Gibt es denn Bestrebungen, ihn zukünftig intensiver an Laureus zu binden?
Wir sind immer daran interessiert, dass erfolgreiche Sportler unsere Ideen unterstützen. Zunächst als Botschafter, nach der aktiven Karriere womöglich sogar in der Academy. All das sorgt für mehr Aufmerksamkeit für die Stiftung und hilft, mehr Spendengelder zu sammeln. Allerdings liegt die Entscheidung, wer Academy Mitglied wird, einzig und allein bei der Academy selbst. Auf diese Entscheidungshoheit legt man bei Laureus großen Wert. Als Botschafter hat er in den vergangenen Jahren jedenfalls schon eine Menge für die Stiftung getan und wäre sicher ein guter Kandidat.
Welches Laureus-Projekt liegt Ihnen persönlich denn am meisten am Herzen?
Alle unsere Projekte sind wichtig, schließlich wählt die Laureus Stiftung auch sorgfältig aus, welche Projekte gefördert werden. Dabei wollen wir nachhaltig arbeiten, die Projekte so unterstützen, dass sie möglichst vielen Kindern über einen möglichst langen Zeitraum helfen. Gerade im letzten Jahr standen aber die Projekte ein wenig im Vordergrund, die mit Flüchtlingskindern in Europa arbeiten. Besonders am Herzen liegt mir ein Projekt in meiner Heimatstadt Essen, das ich im vergangenen Jahr mit dem Geschäftsführer der deutschen Laureus-Stiftung, Paul Schif, besucht und für das ich auch die Patenschaft übernommen habe. Dabei geht es um eine Schule, die schon seit Jahren überdurchschnittlich vielen Kindern die Integration erleichtert. An einem „Sport for Good“ Tag an der Schule hat man die Lebensfreude der Kinder, gleichgültig wie alt sie waren und was sie in ihren jungen Jahren schon durchmachen mussten, gespürt. Das war sehr beeindruckend.
Mehr zum Thema: Hier erklärt Paul Schif, wie die Laureus-Stiftung arbeitet
Mit Laureus schafft Mercedes-Benz nebenbei ein ungemein positives Markenimage. Inwieweit hilft das auch beim Autoverkauf?
Das steht für uns im Zusammenhang mit Laureus nicht im Vordergrund. Wir haben ein klares Bekenntnis all unserer Vorstände, dass wir als Belegschaft mithelfen wollen, die Gesellschaft, in der wir leben, positiv zu gestalten. Inzwischen haben alle unsere Vorstände eine Laureus Projektpatenschaft übernommen. Das verdeutlicht, wie wichtig uns der soziale Gedanke ist. Es mag sein, dass Laureus auch das Image unseres Unternehmens positiv prägt, aber dieser Aspekt ist nicht unser Antrieb. Das kriegen wir auch anderweitig hin. Vergessen Sie nicht, dass Sport schon immer ein wichtiges Thema für Mercedes Benz war. Einerseits, als Motorsportmarke, andererseits im Rahmen unserer Engagements im Tennis, Golf und natürlich auch im Fußball. Diese Partnerschaften haben auch einen kommerziellen Gedanken, die Stiftungsarbeit jedoch nicht.
Sie sagen, alle Vorstände bringen sich bei den Laureus Sport for Good-Projekten ein. Auch der Chef persönlich und wie reagieren die Projektkinder, wenn Dieter Zetsche plötzlich vor ihnen steht?
Herr Zetsche ist einer der aktivsten Unterstützer von Laureus. Wenn er ein Projekt besucht, begrüßen ihn die Kinder ganz natürlich und ohne Vorbehalte, wie jeden bekannten Sportler auch. Da spielen berufliche oder sportliche Erfolge keine große Rolle.
Dr. Dieter Zetsche mit Gattin in Monaco